Die erste Regel des Handwerks

Du kannst nur navigieren, was du in dir selbst wahrnimmst.

Dieses Playbook ist ein Werkzeugkasten. Aber das wichtigste Instrument bist du. Jede Analyse eines externen Systems fängt mit der Kalibrierung deines eigenen internen Sensors an.

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1. Die Kern-Idee: Von Phasen zu Frequenzen

Die Realität ist kein Set von vier Boxen. Sie ist ein dynamisches Energie-Profil oder Klangbild.

In jedem System schwingen immer vier Grundfrequenzen gleichzeitig:

  • FLOAT: Die Frequenz der Möglichkeiten und der Unklarheit.
  • STORM: Die Frequenz der Krise und der Dringlichkeit.
  • LOCK: Die Frequenz der Struktur und der Ordnung.
  • FLOW: Die Frequenz der Resonanz und der mühelosen Aktion.

Deine Aufgabe ist es nicht, eine „Phase“ zu bestimmen. Deine Aufgabe ist es, die „Lautstärke“ (Amplitude) jeder dieser vier Frequenzen zu spüren.

DEIN PERSÖNLICHER FREQUENZ-EQUALIZER:

FLOAT:      [0 %] ████░░░░░░ [100 %]
STORM:      [0 %] ██░░░░░░░░ [100 %]
LOCK:       [0 %] ████████░░ [100 %]
FLOW:       [0 %] ██░░░░░░░░ [100 %]

Dieses Profil ist dein Ausgangspunkt für jede Navigation.

2. Der wichtigste Check: Deine Navigations-Fitness

⚠️ KRITISCH: Deine eigene Frequenz-Verteilung verzerrt deine Wahrnehmung.

Ein:e Navigator:in mit hoher STORM-Frequenz wird überall Krisen sehen. Ein:e Navigator:in mit hoher LOCK-Frequenz wird jede Abweichung als Fehler interpretieren.

Der tägliche 90-Sekunden-Scan ist daher keine Option, sondern eine Pflicht.

DER TÄGLICHE Navigator-SCAN:

1. SOMATISCHER CHECK (30 Sek):
   Augen schließen. Atmen. Wo im Körper spüre ich meine dominanteste interne Energie?
   → Enge/Hitze (STORM)? Weite/Leere (FLOAT)? Festigkeit/Struktur (LOCK)? Kribbeln/Fließen (FLOW)?

2. INTERNER & EXTERNER SCAN (30 Sek):
   Basierend auf dem Scan, stelle deinen Equalizer für dein _internes_ `Klangbild` ein.
   Frage dich dann: Welche _externe_ Frequenz (Markt, Kund:in, Wettbewerb) ist heute am lautesten und beeinflusst mich am meisten?

3. FITNESS-ENTSCHEIDUNG (30 Sek):
   Basierend auf Energie und Klarheit, entscheide deinen heutigen Modus:
   □ Voll navigieren
   □ Nur unterstützen (Co-Pilot:in)
   □ Nur Selbst-Navigation (Recovery)

Ohne diesen Check ist jede weitere Analyse ein Glücksspiel. (Die Theorie dahinter findest du im Kompendium, K.1.2 – Das Primat der Navigator:innen.)

3. Die grundlegende Mechanik: Constraint-Modulation am Engpass

Die Frequenzen deines Systems sind das Ergebnis der geltenden Constraints.

Die operative Logik:

  1. Höre zu: Welches interne und externe Klangbild nehme ich wahr?
  2. Identifiziere: Was ist der Engpass, der die größte Dissonanz erzeugt?
  3. Moduliere: Welchen Constraint müssen wir an diesem Engpass verändern?

Das ist das Kern-Handwerk. Alles Weitere in diesem Playbook dient dazu, diese drei Schritte meisterhaft auszuführen. (Die Theorie dazu findest du im Kompendium, K.1.3 und K.1.4).

4. Die Komplexitäts-Warnung: Bibliothek vs. Feldnotiz

Dieses Playbook ist die Feldnotiz, nicht die Bibliothek. Die Theorie findest du im AMPLITUDE: Kompendium. Nutze die in der Einleitung beschriebenen Lernpfade.

DER GÄRTNER:INNEN-PFAD (Praktiker:innen):
Fokus auf diesen Teil (P.1) und das Cockpit Manual. Das Ziel ist somatische Wahrnehmung und Stabilität.

DER TONINGENIEUR:INNEN-PFAD (Navigator:innen):
Arbeite dich durch P.1 bis P.7. Das Ziel ist das bewusste „Mischen“ des eigenen Teams.

DER KOMPONIST:INNEN-PFAD (Architekt:innen):
Meistere das Playbook und studiere das gesamte Kompendium (K.1-K.5) sowie den Dōjō-Meister:in Guide. Das Ziel ist das Design neuer Systeme und die Ausbildung anderer.

WARNUNG: 80 % deines Erfolgs kommen aus der Meisterschaft des Gärtner:innen- und Toningenieur:innen-Pfades.


5. Dein täglicher Basis-Check (90 Sekunden)

(Die Protokolle hier sind alternative Formulierungen des Täglichen Navigator-Scans aus Abschnitt 2)

Der einzige Check, den du wirklich brauchst: Der somatische Scan

MORGENS (30 Sek):
Augen schließen. Atmen. In den Körper lauschen.
Welche Frequenz ist am lautesten?
→ Enge/Hitze (STORM)? Weite/Leere (FLOAT)? Festigkeit/Struktur (LOCK)? Kribbeln/Fließen (FLOW)?
Mein gefühlter Equalizer: F:__% | S:__% | L:__% | F:__%

MITTAGS (30 Sek):
Kurzer Körper-Scan: Hat sich das `Klangbild` verändert?
□ Ja → Was war der Auslöser (der externe Ton)?
□ Nein → Alles stabil.

ABENDS (30 Sek):
Was war heute mein „Song des Tages“?
Welche Frequenz braucht morgen mehr (oder weniger) Aufmerksamkeit?

Die Delta-Beobachtung (Baseline & Anomaly)

Wichtiger als das absolute Klangbild ist die Veränderung (Delta) im Vergleich zu deinem normalen Sound (deiner Baseline). Eine plötzliche, unerklärliche Veränderung ist eine Anomalie, die deine volle Aufmerksamkeit verdient. (Die Theorie dazu findest du im Kompendium, K.2.1).


6. Die Kern-Interventionen (Dein persönliches Mischpult)

Wenn eine Frequenz in deinem Mix zu laut ist

Zu laute FLOAT-Frequenz (> 70 %):

INTERVENTION: „Fokus-Constraint hinzufügen“
- Setze dir eine künstliche Deadline für eine kleine Sache.
- Schließe 10 deiner offenen Browser-Tabs.
- Höre für 30 Minuten nur einen einzigen Song in Dauerschleife.

Zu laute STORM-Frequenz (> 70 %):

INTERVENTION: „Ruhe-Constraint hinzufügen“
- Schalte für 1 Stunde alle Benachrichtigungen aus (Noise Gate).
- Definiere die EINE Sache, die heute wirklich zählt (Kompressor).
- Mache einen 15-minütigen Spaziergang in der Stille.

Zu laute LOCK-Frequenz (> 70 %):

INTERVENTION: „Chaos-Constraint hinzufügen“
- Brich EINE deiner Routinen (z. B. anderer Weg zur Arbeit).
- Sprich mit einer Person, mit der du sonst nie redest.
- Arbeite 30 Minuten an etwas komplett „Unproduktivem“.

Zu laute FLOW-Frequenz (> 70 %):

INTERVENTION: „Erdungs-Constraint hinzufügen“
- Stelle einen Wecker für eine Zwangspause in 60 Minuten.
- Mache eine administrative Routine-Aufgabe (z. B. Spesenabrechnung).
- Iss eine Mahlzeit und tue dabei nichts anderes.