AMPLITUDE: Team Playbook – TP.2
Das Dissonanz-Protokoll: Navigation im Diagnose-Konflikt.
Die Herausforderung
Das Synchronisations-Protokoll (TP.1) hat eine starke Dissonanz aufgedeckt. Navigator:in A spürt eine massive externe STORM
-Frequenz vom Markt von 70 %. Navigator:in B spürt sie nur bei 30 % und sieht stattdessen eine hohe externe FLOAT
-Frequenz. Beide sind kompetente Navigator:innen.
Das ist kein Fehler, den es zu korrigieren gilt. Es ist ein wertvolles Signal, das auf einen tieferen, verborgenen Double Bind oder eine Big Assumption im System hinweist (siehe Kompendium, K.2.4). Der Versuch, zu klären, „wer recht hat“, ist eine Falle, die in Rechthaberei und STORM
-Energie endet.
Das Protokoll: „Meta-Tetralemma für Diagnose-Konflikte“
Inspiriert vom Tetralemma (von Kibéd & Sparrer) und dem Double Bind (Bateson).
Frequenz: Wenn im Synchronisations-Protokoll (TP.1) eine signifikante Wahrnehmungs-Dissonanz auftritt.
Dauer: 20 Minuten.
Schritt 1: Anerkennung & Rahmung (1 Min)
- Der:die Moderator:in stellt fest: „Interessant. Wir haben eine signifikante Dissonanz in unserer Wahrnehmung der externen Markt-Frequenz. Das ist ein starkes Signal. Lasst uns die Hypothesen untersuchen, anstatt zu debattieren.“
Schritt 2: Die vier Positionen explorieren (10 Min)
- Position 1 (A hat recht): „Lasst uns für 2 Minuten annehmen, der externe
STORM
ist wirklich bei 70 %. Welche konkreten Daten (z. B. Wettbewerber-News, Kunden-Mails) stützen diese Hypothese?“ - Position 2 (B hat recht): „Lasst uns für 2 Minuten annehmen, die
STORM
-Frequenz ist schwach, aber dieFLOAT
-Frequenz ist hoch. Welche konkreten Daten (z. B. neue Technologien) stützen diese Hypothese?“ - Position 3 (Beide haben recht): „Lasst uns annehmen, beide Wahrnehmungen sind gleichzeitig wahr. In welchen Teilen unseres Marktes herrscht
STORM
und in welchenFLOAT
? Spiegeln A und B vielleicht unterschiedliche Kundensegmente oder Pace Layers des Marktes wider?“ - Position 4 (Keine:r von beiden hat recht): „Lasst uns annehmen, wir sind beide ‚taub‘ für die eigentliche Frequenz. Welches Gefühl oder Thema (z. B. eine unterschwellige
LOCK
-Regulierung) übersehen wir gerade komplett?“
Schritt 3: Die Meta-Ebene (5 Min)
- Position 5 (All dies nicht und auch das nicht): Der:die Moderator:in stellt die Meta-Frage: „Ist die Frage nach der exakten externen Frequenz überhaupt die richtige? Oder lenkt unsere Diskussion über die ‚Lautstärke‘ davon ab, dass unsere interne Reaktion auf jede externe Veränderung dysfunktional ist? Ist der wahre Engpass nicht der Markt, sondern unsere eigene, mangelnde Behendigkeit?“
Schritt 4: Hypothese & Experiment (4 Min)
- Basierend auf der Diskussion formuliert das Team eine Hypothese über die Ursache der Dissonanz (z. B. „Wir hören unterschiedliche Dinge, weil Abteilung A nur mit Bestandskund:innen und Abteilung B nur mit Neukund:innen spricht.“).
- Es wird ein kleines, sicheres Experiment für die nächsten 24 Stunden entworfen, um diese Hypothese zu testen.
Praxis-Imperativ dieser Woche
Eure Mission als Team ist es, Dissonanz als Geschenk zu betrachten. Identifiziert einen wiederkehrenden, ungelösten Wahrnehmungs-Konflikt in eurem Team (Beispiele: „Ist unser:e Hauptkund:in zufrieden oder nicht?“, „Ist dieses Projekt auf Kurs oder nicht?“). Wendet das Meta-Tetralemma-Protokoll einmal diszipliniert darauf an. Euer Ziel ist nicht, den Konflikt zu „lösen“ oder herauszufinden, wer „recht hat“. Euer Ziel ist es, eine überraschende Einsicht oder eine neue Handlungsoption zu generieren, die aus den Positionen 4 („Keines von beiden“) oder 5 („All dies nicht und auch das nicht“) entsteht.